Nordharzer Städtebundtheater [1999 bis 2005]

Das Nordharzer Städtebundtheater ist ein leistungsfähiges Dreispartenhaus in Sachsen-Anhalt. Nach der Intendanz von Gero Hammer findet ein moderater Generationswechsel statt. Das Haus in strukturschwacher Region fordert hohes kulturpolitisches Engagement und intensive Lobbyarbeit, um den Bestand zu sichern. Das Theater bringt sich rasch aktiv in das kulturelle Leben der Region ein, verpflichtet eine Theaterpädagogin und sucht Vernetzungen mit anderen kulturellen Institutionen. Das Halberstädter Domfest entwickelt sich ebenso zu einem regional beachteten Theaterfestival wie die initiierten Festspiele im Wasserschloss Westerburg. Oberspielleiter Malte Kreutzfeldt profiliert sich die Schauspielsparte nachhaltig. Gemeinsam mit MD Johannes Rieger wird das Musiktheaterensemble in entscheidenden Positionen verstärkt. Das Theater modernisiert sich in allen Bereichen und wird inhaltlich und ökonomisch straff geführt. Zum Ende der Intendanz lassen sich allerdings Stellenabbau und Haustarifverträge nicht mehr verhindern. Höhepunkte der Intendanzzeit sind u.a. 2001 das Theaterspektakel des Schauspiels mit fünf Premieren an einem Abend, 2002 der Besuch des Bundespräsidenten Johannes Rau und 2003 die Einweihung des neuerrichteten Bühnenturms in Quedlinburg, der dort seitdem einen angemessenen Spielbetrieb ermöglicht. Wichtige Inszenierungen sind u.a. Wagners TANNHÄUSER und DER FLIEGENDE HOLLÄNDER (mit Sabine Hogrefe als Senta), Debussys PELLÉAS UND MÉLISANDE, Brittens TOD IN VENEDIG und im Schauspiel Hebbels NIBELUNGEN. 2005 erfährt das Theater eine Nennung als Opernhaus des Jahres in der Fachzeitschrift „Opernwelt“.

Landestheater Detmold [seit 2005]

Das Landestheater Detmold ist ein Mehrspartentheater mit Sitz in Detmold und zählt wegen seiner umfangreichen Abstechertätigkeit zu den größten Landesbühnen Deutschlands. Das Haus verfügt über knapp 280 Planstellen und einen Etat von rd. 17 Mio. Euro. Mit einem Einspielergebnis von durchschnittlich 20% belegt das Haus eine Spitzenposition unter vergleichbaren Häusern. Auch in Detmold gelingt nach der langen Ära Ulf Reihers ein behutsamer Intendantenwechsel ohne negative Begleiterscheinungen. Das Haus kann rasch sein Erscheinungsbild in vielen Bereichen auffrischen, die Regiehandschriften verjüngen und die Spielpläne vermehrt zeitgenössisch akzentuieren. Gleichwohl orientieren sich Spielplan und Inszenierungen vordringlich an den Bedürfnissen des hart umkämpften Gastspielmarktes. Seit dem Intendantenwechsel beschäftigt das Landestheater Detmold einen Theaterpädagogen, der in den ersten vier Spielzeiten erhebliche Aufbauarbeit leistet. Neben den klassischen Modulen erweitern außergewöhnliche Projekte wie „Domino“ (mit behinderten Kindern und Jugendlichen) und „Kopf, Stein, Pflaster“ (mit sozial gefährdeten Jugendlichen) sowie die Zusammenarbeit mit der JVA Detmold die Angebotspalette. 2009 wird ein weiterer Theaterpädagoge engagiert, um den Bereich Musiktheater und Konzertwesen verstärkt in das theaterpädagogische Gesamtkonzept einbeziehen zu können. Darüber hinaus kann eine neue Spielstätte (KASCHLUPP!) für das Kinder- und Jugendtheater gefunden und mit Investitionsmitteln des Landestheaters in Höhe von rd. 300.000 Euro eingerichtet werden.

Im Musiktheater wird der Spielplan dominiert vom auf mehrere Spielzeiten angelegten RING-Projekt, das u.a. von der Kunststiftung NRW mit 100.000,- Euro gefördert und von regionalen Sponsoren mit 240.000,- Euro unterstützt wird. Auch mit dem RING gibt das Landestheater Gastspiele („Der erste RING, der rollt“), u.a. in Wolfsburg und Leverkusen. Überregionale Aufmerksamkeit erzielt die Uraufführung von Giselher Klebes Oper CHLESTAKOWS WIEDERKEHR im Frühjahr 2008, die vom „Fonds Neues Musiktheater“ (Kultursekretariat Wuppertal) als Auftragswerk des Theaters gefördert wird. Jochen Biganzoli und Hinrich Horstkotte inszenieren mehrfach im Musiktheater. Im Schauspiel werden zunächst unter Oberspielleiter Marcus Everding, dann unter Oliver Haffner verstärkt zeitgenössische Autoren in den Spielplan integriert, so u.a. die Uraufführung von Polle Wilberts Maries Fest. Die Arbeit von Oliver Haffner erfährt mehrfach überregional Kritikerlob, so wird er 2009 von der „Neuen Westfälischen Zeitung“ als einer der wichtigsten jungen Künstler des Jahres prämiert. Dass es dem Landestheater Detmold in den letzten Spielzeiten gelungen ist, die Herausforderungen des Abstechermarkts in Einklang zu bringen mit dem eigenen künstlerischen Anspruch, spiegelt sich u.a. in der Aufmerksamkeit wieder, die die überregionale Presse und die Fachpresse dem Hause vermehrt schenkt. In diversen Kritikerumfragen gibt es 2008 viele Nennungen. In „Die Deutsche Bühne“ erhält das Landestheater ein Votum als „Beste Oper“ des Landes NRW, „theater pur“ nennt das Landestheater jeweils einmal als „Bestes Musiktheater“, den Generalmusikdirektor Erich Wächter als „Besten Dirigenten“, den Sänger Johannes Harten als „Besten Sänger“. CHLESTAKOWS WIEDERKEHR erscheint zweimal in der Rubrik „Beste Ausstattung“ und sogar dreimal als „Wichtigste Uraufführung“. Auch in der „Welt am Sonntag“ wird CHLESTAKOWS WIEDERKEHR in der Umfrage über die Opernspielzeit in NRW die Produktion als „Beste Inszenierung“ genannt. Über das RING-Projekt wird bundesweit positiv berichtet. Der erste Detmolder Zyklus im Oktober 2009 ist bereits ein halbes Jahr im Voraus ausverkauft. Im Herbst 2008 wird nach hartnäckiger Lobbyarbeit der marode Orchestergraben für rund 1,3 Mio. Euro erneuert und vergrößert.

Wichtige Inszenierungen bisher sind neben dem RING und CHLESTAKOWS WIEDERKEHR Mozarts DON GIOVANNI, George Taboris DIE GOLDBERG–VARIATIONEN und, in Kooperation mit dem Theater Hagen, die Inszenierung von Offenbachs HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN. Die Inszenierung von Christian Dietrich Grabbes HERMANNSSCHLACHT wird 2009 für den Theaterpreis „Faust“ nominiert.
Kay Metzgers Detmolder Inszenierung der Oper „Written on Skin“ von George Benjamin wird ab Januar 2015 an der Königlichen Oper Stockholm gezeigt.
Bei der Kritikerumfrage der „Welt am Sonntag“ erhält die Inszenierung eine Nennung als beste Inszenierung eines Werkes nach 1945.